Unsere Spezialtätigkeit ist die Sanierung von historischen Bauten. Dabei führte uns einer unserer Aufträge für Sanierungsarbeiten ins Kloster Fahr, wo wir eine besondere Entdeckung machten.
Im Kloster Fahr mussten die Elektroinstallationen neu verlegt werden. Im Zuge dessen wurden auch gleich die Räume wieder in ihre ursprüngliche Form und Grösse rückgebaut. Die Böden wurden ausgewechselt und die Stuckaturen überarbeitet.
Als wir den alten Küchen- und Essbereich der Haushälterinnen im 1. Obergeschoss sanierten, staunten wir nicht schlecht. Es war ein Raum, dem niemand grosse Aufmerksamkeit schenkte und auch die Denkmalpflege stellte keine besonderen Ansprüche.
Wir begannen mit den Abbrüchen der Nasszelle und demontieren Badewanne, WC und Waschbecken. Danach begannen wir damit, die Wandplatten zu entfernen. Nach kurzer Zeit erhielt ich einen Anruf unseres Mitarbeiters, der mich bat, sofort auf die Baustelle zu kommen. Unter den Wandplatten wurden Fragmente von Farbe entdeckt, ein leuchtendes Gelb und sattes Rot stachen uns sofort ins Auge. Nach einer kurzen Besprechung mit dem Architekten war schnell klar, dass hier nur mit grösster Vorsicht weitergearbeitet werden darf. Als die Wandplatten komplett entfernt waren, stieg unsere Spannung nochmals, denn wir konnten immer noch nicht genau erkennen, was uns erwartete. Ein Restaurator entfernte die letzten Teile des Putzes und wir sahen, dass unsere Vorsicht angebracht war. Eine wunderschöne Wandmalerei zeigt eine Säule, einen Kopf und einen nackten, üppigen Oberkörper. Die Marlerei verlief über die gesamte Fensterleibung bis zur Aussenwand des Kirchhofes. Die Fresken wurden von den Gebrüdern Torricelli, die für viele Malereien im Kloster Fahr verantwortlich sind, erstellt. Erst jetzt wurde offensichtlich, wie prächtig die Privaträume des Klosters Fahr gestaltet waren.
Im Verlauf der Restaurierung wurden weitere Fresken gefunden, mehrere Engelchen kamen zum Vorschein. Diese faszinierende Erfahrung zeigte uns wieder einmal, wie anspruchsvoll und spannend unsere Arbeit in historischen Gebäuden ist.
Ramon Reinle, Bauführer